Das Schlaun-Fest 2012 am 3.06.2012 im Erbdrostenhof Münster
Grußwort von Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung
„… nach der Premiere vor einem Jahr freue ich mich, auch beim 2. Schlaun-Fest in Münster dabei zu sein. Die heute anwesenden Sponsoren des Wettbewerbs, Studierende und Preisträger, Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker und viele Fachleute begrüße ich herzlich. Bei der Auftaktveranstaltung habe ich versprochen, Ihre Initiative zu unterstützen – und ich bin begeistert, wie sich Ihr Projekt in den letzten rund 12 Monaten entwickelt hat.
Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden uns hier in einem der schönsten Gebäude der Stadt Münster. Der Erbdrostenhof ist aber nicht nur ein architektonisches Juwel. Er ist ein Symbol dafür, was auch der Schlaun-Wettbewerb von Studierenden der Fachrichtungen Städtebau, Landschaftsplanung, Architektur und Bauingenieurwesen verlangt: Konkrete Lösungen für ein konkretes Problem zu entwickeln.
Johann Conrad Schlaun stand vor rund 260 Jahren vor der schwierigen Aufgabe, auf einem Eckgrundstück einen repräsentativen Adelshof zu errichten. Er löste sie mit Bravour: Perfekte Nutzung eines begrenzten Raums, gelungene Einbindung in das Stadtbild und maximale Wirkung auf die Betrachter. Sein integriertes Konzept funktioniert auch heute noch, ist Bestandteil der Stadtentwicklung.
Liebe Studierende, auch Sie wurden im Rahmen des Schlaun-Wettbewerbs
um eine konkrete Lösung für eine konkrete Herausforderung gebeten:
Die Bahntrasse Paris-Berlin-Moskau durchschneidet die Innenstadt von
Ahlen. Drei ehemalige Industriestandorte in unmittelbarer Nähe zum
Bahnhof sollten wieder mit der Innenstadt verbunden, wiederbelebt, neu
entwickelt werden. Dafür haben Sie preis-würdige Lösungen gefunden, die
gleich noch vorgestellt werden. Und Sie haben viele Beiträge von hoher
Qualität eingereicht. Sie haben damit nicht nur “einen Haufen guter
Ideen” (O-Ton Echelmeyer) für ein schwieriges städtebauliches Umfeld
produziert. Sie haben damit vor allem auch die Chance für Ihre
persönliche und fachliche Entwicklung genutzt. Und Sie haben sich in
einem Wettbewerb ausprobiert.
Sehr geehrte Damen und Herren, diese Möglichkeit ist dem
Schlaun-Forum zu verdanken. Die Mitglieder dieser Initiative – allen
voran die Sprecher Wolfgang Echelmeyer und Heinz-Jürgen Bartel – haben
es sich zur Aufgabe gemacht, ehrenamtlich junge Planerinnen und Planer
zu fördern, die Erfahrungen ihres Berufslebens an den Nachwuchs
weiterzugeben und sie zu ermutigen, sich mit aktuellen städtebaulichen
Herausforderungen auseinanderzusetzen.
Dafür bedanke ich mich ausdrücklich! Mir liegt ein an der Praxis
orientiertes Studium sehr am Herzen. Das ist für Wissenschaft und
Wirtschaft ebenso wichtig wie für die Gesellschaft. Denn es ist eine
Voraussetzung, um die Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können
– wie den Fachkräftemangel, barrierefreies, energieeffizientes und
Umwelt schonendes Bauen etc.
Das Schlaun-Forum will aber auch die kulturelle Infrastruktur in NRW weiter entwickeln, nachhaltige und innovative Lösungen für den Stadt- und Landschaftsraum in ganz NRW finden. Ich freue mich deshalb darüber, dass es Ihnen im letzten Jahr gelungen ist, mit vielen neuen Kooperationspartnern und Förderern von Münster aus Ihren Aktionsradius auf ganz NRW auszudehnen.
Das bietet für unsere Kommunen eine große Chance. Kreative Ideen für Städte und Gemeinden können die Basis für die Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern. Daraus lässt sich eine nachhaltige Stadtentwicklung entwickeln, für Ahlen, für Rheine und für andere, die heute noch nicht benannt sind.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Studierende, ich wünsche dem Schlaun-Forum weiterhin viel Erfolg und Entwicklung. Den Preisträgerinnen und Preisträgern gilt mein herzlicher Glückwunsch – und die Fachleute hier im Saal möchte ich ermutigen: Machen Sie Werbung für diesen Wettbewerb!
Hier können junge Menschen zeigen, was sie können.“
Auszug der Festrede von Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher, Dekanin der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund
„Ich freue mich sehr, dass ich heute im Rahmen dieses zweiten Schlaun-Festes aus Anlass der Preisverleihung zu Ihnen allen sprechen kann. Denn vor etwas mehr als einem Jahr haben hier viele von uns mit dem ersten Schlaun-Fest Wünsche und Erwartungen an den Schlaun-Wettbewerb formuliert, und heute blicken wir gemeinsam zurück auf ein sehr aktives und erfolgreiches ersten Jahr.
Im Rahmen meiner kleinen „Fest“-Rede möchte ich nur einer einzigen Frage nachgehen: Warum brauchen wir eigentlich heute einen solchen Schlaun-Wettbewerb?
Zu dieser einen Frage fallen mir heute Abend mindestens zehn Antworten.
Es mag noch eine Menge weiterer Gründe geben, aber lassen Sie mich
zunächst einmal diese zehn möglichen Antworten benennen:
1. Die Qualität unserer gebauten Umwelt ist heute wichtiger denn je.
Die Architektur sowie die öffentlichen Räume beeinflussen tagtäglich unser Wohlbefinden, im negativen wie im positiven Sinne, und zwar in Abhängigkeit von ihrer Qualität. Genau an solchen Orten, wie wir sie beispielhaft mit dem Plangebiet in Ahlen als Aufgabenstellung für diesen Wettbewerb hatten, kann man sehen, welche zentrale Bedeutung Stadtreparatur mit dem Anliegen „Barrieren überwinden“ hat; wie wichtig ein qualitätvoller architektonischer Baustein ist, von dem eine Impulswirkung auf das Umfeld ausgehen kann. Das Arbeiten an der Qualität der gebauten Umwelt – wie es die vielen Entwürfe mit ihren spezifischen Beiträgen auf eine jeweils eigene Art und Weise tun – und der Diskurs über die Wechselwirkung zwischen Architektur, Städtebau und unserem Wohlbefinden müssen zu einem zentralen Bestandteil unserer Arbeit werden. Und diese Initiative des Schlaun-Forums ist ein solcher Baustein, der den Stellenwert der gebauten Umwelt wieder in unser Bewusstsein rückt.
2. Das Schönheitsverständnis unserer Städte braucht eine breitere Debatte.
Ästhetik und Schönheit der Städte waren zu allen Zeiten weit mehr als
Wohlbefinden. Schon für Werner Hegemann, den streitbaren Publizisten
und Stadtplaner, war zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Schönheit
der Städte ein zentraler „Wirtschafts- und Kulturfaktor“. Er verweist
also auf die ökonomische und kulturelle Dimension. Schönheit galt ihm
weder als Selbstzweck noch als ausschließlich ästhetische Dimension,
sondern er verstand sie zugleich als eine beständige Optimierung
städtischer Räume und des darin stattfindenden Stadtlebens. Der
britische Architekturtheoretiker Sir Henry Wotton hat Vitrus Begriff
„Schönheit“ sehr frei mit „Freude“ („delight“) übersetzt. Diese
Übersetzung gefällt mir deshalb so gut, weil sie die Wirkung der
Schönheit auf den Betrachter betrifft.
Heute, viele Jahrhunderte später ist dieses breite Verständnis von der
Schönheit der Stadt und ihren Räumen, wie es der Schlaun-Wettbewerb
aufruft, nicht nur aktueller denn je, sondern der Wettbewerb leistet
durch die Diskussion über die Entwürfe und eine Veranstaltung wie die
heutige einen aktiven Beitrag zu einer leider oft viel zu abstrakt
geführten Debatte.
3. Wir sind aufgefordert, Neues zu erproben und Traditionen zu wahren.
Unsere Städte sind Orte der Modernisierung, sind Motoren der
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, und zugleich Wahrer
der Tradition. In diesem Spannungsfeld suchen Architekten, Städtebauer,
Ingenieure und Planer nach Antworten für Städte, Quartiere und Gebäude.
Genau an diesem Punkt setzt auch das Gestaltungsverständnis von Johann
Conrad Schlaun an, der im 18. Jahrhundert als der bedeutendste
westfälische Baumeister einen unverwechselbaren Baustil dadurch
geschaffen hat, indem er die regionale Bautradition mit den
internationalen Architekturströmungen zusammen gebracht hat.
Auch aus diesem Grunde lohnt sich eine Auseinandersetzung mit einer
Architektenpersönlichkeit, die uns vorgemacht hat, wie wir Traditionen
wahren und sie mit neuen Entwicklungen – sogar internationalen
Strömungen – in Einklang bringen können. Fortschritt und Tradition
müssen demzufolge keine Gegensätze oder Haltungen sein, zwischen denen
man sich entscheiden muss, sondern die sich – das richtige Verständnis
vorausgesetzt – sehr gut ergänzen können.
4. Das Erproben von zukunftsweisenden Lösungen will erlernt werden.
Gerade in der Architektur, im Städtebau und in der Stadtplanung ist es von zentraler Bedeutung, dass die Studierenden bereits im Laufe ihres Studiums an realen Orten möglichst praxisnahe Projekte entwerfen können, dass sie sich mit den Bedingungen wie einer Bahntrasse und all ihren Lärmproblemen und topografischen Herausforderungen auseinandersetzen können. Und wir alle sehen auch heute Abend wieder: Es gibt nicht nur eine Lösung für den Standort, sondern unterschiedliche Konzepte bieten Lösungsansätze mit ganz eigenen Qualitäten. Dabei kann der Wettbewerb eine durchaus angenehme Konkurrenzsituation schaffen, die Kreativität fördern kann und zum Erproben animiert.
5. Die Alltagssituationen erfordern eine Disziplinen übergreifende Herangehensweise.
Genau hier setzt der Schlaun-Wettbewerb an. Er fördert das Denken über die disziplinären Grenzen hinweg und stellt sich einer Diskussion mit den Akteuren in den Kommunen. Was gerade bei den heutigen Planungsaufgaben deutlich wird, ist, dass in Zeiten, in denen die Entwicklungsdynamik von Grundstücken und der Druck durch die Investoren nachlässt, es zunehmend wichtiger wird, den Freiraum als zentralen Bestandteil eines Konzeptes anzusehen. Bei diesen beteiligten Hochschulen fehlt eigentlich ein Stückweit die Disziplin „Landschaftsgestaltung“, die leider – und möglicherweise ist das auch der Grund für dieses Defizit – in Nordrhein-Westfalen nicht besonders stark in der Hochschullandschaft vertreten ist. Hier sehe ich – auch mal mit Blick auf die stärker schrumpfenden Regionen wie das Ruhrgebiet und die ländlichen Räumen – einen ausgesprochen großen Nachbesserungsbedarf in der Ausbildung und Hochschullandschaft. Denn eine Disziplinen übergreifende Herangehensweise ist natürlich erst dann möglich, wenn die relevanten Disziplinen auch hinreichend in der Hochschulbildung vertreten sind bzw. wenn die entsprechenden Inhalte in der Lehre angeboten werden.
6. Der Nachwuchs muss gefördert werden.
So wie unsere gebaute Umwelt eine der wichtigsten Kapitalanlagen ist und somit als eine der langfristigsten Investitionen in die Zukunft unser Gesellschaft anzusehen ist, so wichtig ist die Förderung unseres planerischen Nachwuchses. Die jungen Menschen, die sich in den vergangenen Monaten „ins Zeug gelegt“ haben, um diesen Wettbewerb zu gewinnen, sie sind morgen zuständig für das Kapital „Umwelt“. Wenn wir uns heute ansehen, wie schwierig es ist für junge Absolventen und Absolventinnen, in den Beruf einzusteigen und dort anspruchsvolle Projekte zu machen, dann spielt der Schlaun-Wettbewerb auch hier eine zentrale Rolle. Man braucht bei diesem Wettbewerb nicht 5 gleichartige Projekte mit einer Bausumme von mehreren Millionen Euro nachzuweisen, um hieran teilnehmen zu können. Auch als Zusatzqualifikation in der Ausbildung ist die Teilnahme an dem Wettbewerb für den potentiellen Arbeitgeber eine ganz wichtige Bestätigung für das Können der Absolventen, auch dann, wenn sie nicht den ersten Preis gewonnen haben.
7. Wettbewerbe sind Markenzeichen für Können und Kreativität.
Gerade für diejenigen, die erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen haben, sind diese Erfolge vielfach für den späteren Werdegang ungemein wichtig. Sie verleihen Anerkennung und Profil. Ich finde es sehr interessant, wenn man in den Lebensläufen von heute bekannten Planer- und Architekten-Persönlichkeiten solche Wettbewerbserfolge wieder als wichtige Stationen eines Werdeganges nachvollziehen kann. Bekannte Kollegen und Kolleginnen erwähnen in ihrem Lebenslauf immer, dass sie den Schinkelpreis gewonnen haben, auch wenn das schon mehr als 30 Jahre her ist. Ich wünsche mir, dass es Ihnen als Schlaun-Preisträgern in den späteren Jahren genau so ergehen wird und Sie eine solche Auszeichnung zu einem Markenzeichen Ihrer Vita machen.
8. Ein Schlaun-Forum und ein Schlaun-Wettbewerb fördern den Dialog der Hochschulen.
Im Rahmen des Kolloquiums zum Auftakt des Wettbewerbs und auch heute kommen Studierende und Lehrende aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands – und darüber hinaus – zusammen. Genau diesen Austausch benötigen wir zwischen den Hochschulen, den Blick über den Tellerrand und über das eigene Entwurfs- und Lehrkonzept hinaus. Je nach Ausbildung erkennt man natürlich auch Handschriften der Hochschulen und der Betreuer und Betreuerinnen. Wichtig ist, dass wir Möglichkeiten des Austausches, des Dialoges, des voneinander Lernens haben. Der Schlaun-Wettbewerb bietet hierzu eine Menge Anlässe.
9. Wettbewerbe sind ein Instrument der Qualitätssicherung von Architektur und Städtebau.
Man könnte auch sagen: Baukultur entsteht durch Wettbewerbe. Von einem Wettbewerb erwartet der Auslober von den Teilnehmern zunächst alternative Entwürfe, die räumliche Lösungsansätze für die gestellte Bau- und Planungsaufgabe aufzeigen. Der Schlaun-Wettbewerb erfüllt diese generelle Erwartung an ein Wettbewerbsverfahren, geht aber auch in vieler Hinsicht hierüber hinaus. Er zeigt planerische Lösungsansätze, zeigt Architekturprojekte und konstruktive Vorschläge.
10. Wettbewerbe würdigen die besonderen Verdienste von Personen.
Der Schinkelwettbewerb ist uns allen ein Begriff. Er ruft die Verdienste des großen Architekten Karl Friedrich Schinkel ins Gedächtnis. Der Lenné-Preis hat in den letzten Jahren die Verdienste des Landschaftsarchitekten Peter Josef Lenné wieder lebendig gemacht. Ähnliches geschieht jetzt mit dem Schlaun-Wettbewerb. Das Werk eines bemerkenswerten Architekten, aber auch die großen Verdienste von Johann Conrad Schlaun werden in das Zeitgedächtnis eingespeist.
Belassen wir es für heute bei diesen zehn möglichen Gründen. …
Schließen möchte ich mit einem Wunsch der bekannten Architektin Louisa
Hutton, den sie kürzlich in einem Interview in der Neuen Zürich Zeitung
geäußert hat:
„Die Wahrnehmung von Architektur und das Sprechen über sie sollten stärker zu einer Aufgabe der Bildung gemacht werden.“
Genau bei diesem Anliegen setzt der Schlaun-Wettbewerb an: Er spricht
über Architektur und Städtebau und unterstützt diese von der Kollegin
Hutton eingeforderte Diskussion in der Bildung.
In diesem Sinne möchte ich all denen danken, die so konstruktiv an
dieser ersten Runde des Schlaun-Wettbewerbs mitgewirkt haben, natürlich
auch den Akteuren des Schlaun-Forums, aber auch den Förderern, deren
finanzielle Unterstützung den Mut geschürt hat, dieses Vorhaben in jeder
Hinsicht professionell anzugehen. Aber auch den Hochschulen, den
Lehrenden und den Studierenden, die sich auf den Weg nach Ahlen und
heute Abend nach Münster gemacht haben. Sie alle haben einen Beitrag zum
Gelingen dieser wunderbaren baukulturellen Unternehmung geleistet. “
Grusswort von Dr. Angelika Kordfelder, Bürgermeisterin der Stadt Rheine
“Sehr geehrte Frau Ministerin Schulze,
sehr geehrter Herr Echelmeyer,
meine Damen und Herren,
ich beginne mit meinem Glückwunsch an die Preisträgerinnen und Preisträger. Denn ich freue mich mit Ihnen über Ihren Erfolg in den verschiedenen Sparten, für die dieser anspruchsvolle Wettbewerb steht. Herzlichen Glückwunsch!
Johann Conrad Schlaun, der Namensgeber dieses Forums und Wettbewerbs, hat nicht nur eine enge Verbindung zu Münster und dem Erbdrostehof, auch in Rheine sind deutliche Spuren seiner Schaffenskraft zu finden, gehörte auch unsere Stadt zu seinem Dienstbereich. Neben Emswehr und Mühle im Herzen Rheines ist vor allem sein technisches Verständnis der frühindustriellen Salinenanlage in Bentlage in Form einer Modernisierung und dem Projekt Salinenkanal zugute gekommen. Das Salz von der Saline in Rheine wurde hier an der Salzstraße in Münster verhandelt.
Meine Damen und Herren, umso größer ist unsere Freude, dass Rheine Thema des nächsten Schlaun-Wettbewerbs ist. Bis zu den 90er Jahren gehörte Rheine mit rund 7.500 Dienstposten zu einem der größten Bundeswehrstandorte in Deutschland. Durch die Schließung der Kaserne Gellendorf, der General-Wewer- sowie der Damloup-Kaserne reduzierte sich die Anzahl der Dienstposten mit der im Jahr 2001 vollzogenen Bundeswehrstrukturreform auf weniger als ein Drittel. Mit der aktuellen Entscheidung des Bundesverteidigungsministers, die Heeresflieger aus der Theodor-Blank-Kaserne abzuziehen, fallen weitere 2.200 Arbeitskräfte inklusive der zivilen Kräfte weg. Die Folgen dieser Schließungen und drastischen Auswirkungen aufzuarbeiten, ist für uns eine stadtentwicklungspolitische Herausforderung und ein aktuelles, wichtiges wie brennendes Thema.
Eine weitere Information zu diesen Flächen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Im Bereich Gellendorf stehen wir kurz vor dem Abschluss der Umnutzung. Hier ist eine gemischte Struktur entstanden. Neben Wohnbebauung finden sich dort gewerbliche Nutzungen. Grünflächen, ein Spielplatz und Betreutes Wohnen für Senioren runden das dortige Angebot ab und machen deutlich: Hier ist ein richtiges Stück Stadt entstanden.
Überhaupt hat Rheine in den vergangenen Jahrzehnten einen gewaltigen Strukturwandel vollzogen. Nicht nur die Bundeswehr mit ihren Flächen und ihrer Funktion als Arbeitgeber in unserer Stadt hat mit ihrem Weggang aus Rheine neue Herausforderungen geschaffen, bereits zuvor waren einige Hausaufgaben für die Stadt Rheine zu meistern. Die Textilindustrie und die Bahn prägten ebenfalls viele Jahrzehnte die Stadt und ließen sie von einem kleinen Ackerbürgerstädtchen mit etwa 2.500 Einwohnern um 1850 zu einem beachtlichen Wirtschaftstandort wachsen. Dieser Strukturwandel ist uns erfolgreich gelungen.
Stellen wir uns nun den neuen Herausforderungen und natürlich können wir dabei Unterstützung gebrauchen. Von daher bin ich sehr froh, dass die ehemaligen Militärflächen der General-Wewer-Kaserne im 2. Schlaun-Wettbewerb in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken. Die heutige Preisverleihung zeigt, welche Chancen ein solcher Wettbewerb in sich trägt. Er öffnet den Blick auf Visionen und setzt auf Kreativität. Damit ermöglicht er viele neue Sichtweisen, die den örtlichen Akteuren aufgrund von Entstehungsgeschichte, sozialen und politischen Strukturen manchmal verstellt ist. Gerade junge Fachkräfte aus den verschiedenen Sparten können völlig unbefangen von diesen ortsgebundenen Gegebenheiten nach Herzenslust ihrer Gestaltungskraft und ihrer Fantasie Raum geben. Das ist auch für unseren Nachwuchs eine gute Möglichkeit, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sich einen Namen zu machen. Sie hören es schon, meine Damen und Herren, ich bin begeistert und schon sehr gespannt auf die Bandbreite der Ergebnisse.
Sehr geehrter Herr Echelmeyer, wir in Rheine sind stolz und froh, Thema des nächsten Wettbewerbs zu sein. Ganz herzlich danke ich dem Schlaun-Forum, danke ich Ihnen für diese Möglichkeit.
Meine Damen und Herren, so wünsche ich den jungen Preisträgerinnen und Preisträgern weiterhin eine erfolgreiche Arbeit, viele interessante Projekte und eine gute Entwicklung und uns allen für den kommenden Schlaun-Wettbewerb viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer und natürlich den entsprechenden Erfolg.”